Rudolf Fentz: Zeitreisender oder hochwertige Fiktion
Zeitreisen gehören zu den ältesten Faszinationen der Menschheit. Die Vorstellung, historische Momente live zu erleben oder ins Morgen zu blicken, fesselt uns seit Jahrhunderten. Doch bleiben Zeitreisen reine Fantasie oder könnten sie wirklich existieren? Eine der mysteriösesten Geschichten handelt von Rudolf Fentz: Ein Mann, der angeblich mitten in New Yorks Times Square im Juni 1951 auftauchte, desorientiert, in Kleidung einer längst vergangenen Epoche, und behauptete, aus dem Jahr 1876 zu stammen. Noch schockierender: Kurz darauf starb er, von einem vorbeifahrenden Taxi erfasst. In seinen Taschen lagen Gegenstände aus einer anderen Zeit: ein 5‑Cent‑Bier-Jeton von einer unbekannten Kneipe, 70 Dollar in veralteten Banknoten, eine Rechnung für Pferdepflege und Wagenwäsche. Die einzigen persönlichen Verbindungen waren Visitenkarten mit dem Namen Rudolf Fentz, eine Fifth Avenue-Adresse sowie ein Brief, der auf 1876 datiert war.
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Die Begegnung in der Times‑Square: Wer war dieser Mann?
Die Begegnung selbst ist das Kernstück dieser Legende. Mitte Juni 1951, gegen 23 Uhr, erschien auf der belebten Times Square ein desorientierter Mann, ca. 29 Jahre alt, in Kleidung, die längst vergangen schien. Er nannte sich Rudolf Fentz und behauptete, aus dem Jahr 1876 zu stammen. Bevor man reagieren konnte, zog er auf die Straße, und ein vorbeifahrendes Taxi erfasste ihn tödlich. In seinen Taschen lagen Gegenstände, die aus einer anderen Zeit zu stammen schienen: Ein 5‑Cent‑Bier‑Jeton, 70 Dollar in veralteten Banknoten, eine Rechnung für Pferdepflege und Wagenwäsche. Die einzige Verbindung zu seiner Identität waren Visitenkarten mit dem Namen Rudolf Fentz und eine Fifth Avenue‑Adresse, sowie ein Brief, der auf 1876 datiert war.
Spuren und Zweifel: Was lag in seinen Taschen?
Die Tascheninhalte stellten die Geschichte sofort infrage: ein 5‑Cent‑Bier‑Jeton, veraltete Banknoten im Wert von 70 Dollar, eine Pferdepflege‑ und Wagenwäsche‑Rechnung sowie die Briefe und Karten, die ihn mit einer Adresse in der Fifth Avenue verknüpften. Die Polizei begann, die Puzzleteile zu prüfen. Kapitän Hubert Rim entdeckte, dass die Geschichte eine überraschende Wendung nahm. An der bei Rudolf gefundenen Adresse traf er dessen angeblich aus dem 1876 stammenden Sohn Fentz‑Junior, der sagte, sein Vater sei 29 Jahre alt gewesen, als er 1876 in Times Square verschwand. Doch es gab keine verlässlichen Belege dafür, dass Rudolph Fentz nach 1876 noch existierte, und es blieb unklar, warum er 75 Jahre später noch immer wie 29 aussah. Rim schloss den Fall schließlich.
Auf der Spur der Wahrheit: Zwischen Internet-Mythen und Skepsis
In den 1970er/ frühen 1980er Jahren gewann die Legende durch das Internet neue Aufmerksamkeit. Die vorherrschende Theorie besagte, dass Rudolf Fentz durch ein Zeitportal in die Gegenwart geraten sei. Dennoch bleibt Skepsis bestehen: War hier eine echte Begegnung mit der Zeit, oder handelte es sich um Legendenbildung, Verwechslungen oder bewusste Täuschung? Viele Rätsel bleiben offen, und die Geschichte dient oft als Beispiel dafür, wie Mythen entstehen und sich über Kanäle verbreiten können.
Die Enthüllung: Von Jack Finney zur urbanen Legende
Im Jahr 2000 deckte der Folklorist Kris Obrek die Wahrheit auf: Die Geschichte entstand nicht als Fakt, sondern als Fiktion in einem 1953 erschienenen Buch. Danach verbreitete sie sich durch verschiedene Kanäle in die Öffentlichkeit. Rudolph Fentz war kein echter Zeitreisender, sondern eine Figur aus Jack Finneys Kurzgeschichte 'I'm Scared' (1953). Die russischsprachigen Berichte verhalfen der Legende zu ihrem Fortbestehen, doch die Kerntruth bleibt: Es handelt sich um Fiktion. Was denken Sie darüber? War es eine sorgfältig konstruierte Täuschung, eine Verwechslung oder etwas anderes?