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Quadrobics: Der Fitness-Trend auf allen Vieren – schockierend, visuell und umstritten

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Ein neuer Online-Trend zieht die Aufmerksamkeit auf sich: Menschen krabbeln, robben und springen auf allen Vieren, während sie ihre Moves filmen. Die Videos erhalten Millionen von Blicken und Likes. Quadrobics wird von Befürwortern als Training für Fitness, Kraft, Mobilität – ja sogar Spiritualität – beschrieben und als Weg zu einer vermeintlich „primalen“ Verbindung zur Natur gepriesen. Der Begriff setzt sich zusammen aus dem lateinischen quattuor (vier) und aerobics (rhythmische, wiederholende Übung, die große Muskelgruppen beansprucht). Doch was steckt tatsächlich dahinter: Ist es eine sinnvolle Trainingsform oder nur ein weiterer Trend der Attention Economy – oder beides? Historisch markierte der Rekordlauf von Kenichi Ito über 100 Meter auf allen Vieren 2008 den Beginn des Phänomens. Seitdem wurden Rekorde gebrochen: 2022 lief Collin McClure 15,66 Sekunden, und dieses Jahr stellte Ryusei Yonee mit 14,55 Sekunden eine neue Bestmarke auf. Yonee behauptet, er habe Tierbewegungen bereits in der Kindheit studiert und auf der Rennbahn Hunde, Katzen und Affen beobachtet, bevor er seine Technik verfeinerte. Inzwischen posten besonders junge Nutzerinnen und Nutzer vermehrt Quadrobics-Inhalte. In Russland entstanden sogar ganze Subkulturen von “Quadrober”, die Quadrobics mit Cosplay verbinden und draußen in Tiermasken krabbeln.

Quadrobics: Der Fitness-Trend auf allen Vieren – schockierend, visuell und umstritten

Was ist Quadrobics? Von Quattuor bis Aerobics – der Vierbein-Ansatz zur Fitness

Quadrobics beschreibt Bewegungen, die auf allen vier Gliedmaßen erfolgen – Krabbeln, Robben, Hüpfen, Laufen – mit dem Ziel, Kraft, Beweglichkeit und Koordination zu trainieren. Der Name verbindet das lateinische Wort für Vier mit der Idee der rhythmischen Ganzkörper-Bewegung. Der Trend gewann Aufmerksamkeit, als Spitzenathleten Rekorde brachen und Social-Media-Influencer die Bewegungen verbreiteten. Der Phänotyp der Praxis zeigt sich in Übungen wie Bärenkriechen, Leoparden-Gängen, Sprüngen und Gleichgewichtsübungen – oft als Teil traditioneller Mobilitäts- oder Aufwärm-Routinen übernommen. Auch das therische Subgenre spielt eine Rolle: Die Therian-Gemeinschaft, in der sich Menschen als nicht-menschliche Tiere identifizieren, veröffentlicht eigene Quadrobics-Beiträge. Therianer-Untergruppierungen sind nicht identisch mit Furries, aber beide Gruppen sometimes vermischen sich in Online-Rabels.

Was ist Quadrobics? Von Quattuor bis Aerobics – der Vierbein-Ansatz zur Fitness

Wissenschaftliche Perspektiven: Vorteile, Grenzen und Risiken der Vierbein-Bewegung

Es gibt Hinweise darauf, dass vierbeinige Bewegungen Balance, Flexibilität und Core-Stabilität verbessern können. Durch ihre rhythmische Struktur erhöht sich oft die Herzfrequenz, was potenziell Aerobic-Fitness unterstützt. Gleichzeitig bleibt die Belastung durch das eigene Körpergewicht begrenzt. Im Vergleich zu Krafttraining mit Gewichten bietet Quadrobics möglicherweise weniger Potenzial für Muskelaufbau und Knochenstärke, da das Lastniveau schwer fortschreitend erhöht werden kann. Für längere oder intensivere Einheiten ist eine klare Hürde vorhanden: Die Fertigkeiten und das Bewegungsmuster benötigen Übung, daher ist eine hohe Intensität oft schwieriger zu halten. Wer ernsthaft an seiner Ausdauer arbeitet, kommt wahrscheinlich besser mit Laufen oder anderen cardio-basierten Übungen voran. Wie bei jeder Übung besteht auch hier ein Verletzungsrisiko – besonders Handgelenke, Unterarme, Ellbogen und Schultergürtel müssen sich an neue Belastungen gewöhnen. Langsam anfangen und nach jeder Sitzung aufmerksam auf Schmerz oder Unbehagen achten. Insgesamt gibt es wenig belastbare Belege, dass Quadrobics besser ist als herkömmliche Trainingsformen. Es kann als ergänzendes Training dienen, um Stabilität und Beweglichkeit zu fördern, reicht aber vermutlich nicht als eigenständiger Ersatz aus.

Wissenschaftliche Perspektiven: Vorteile, Grenzen und Risiken der Vierbein-Bewegung

Gesellschaftlicher Kontext: Identität, Moralpanik und politische Reaktionen

Quadrobics gehört zu einer breiteren Welle „urprünglicher“ oder „primaler“ Wellness-Trends, die versucht, Mensch, Natur und Leistung zu verbinden – oft mit radikalen Bildwelten und Performance-Feuerwerk. Ein bedeutender Teil der Online-Beiträge stammt aus der Therian-Community: Therianer identifizieren sich mit nicht-menschlichen Tieren und verwenden Quadrobics als Ausdruck ihrer Identität. Nicht alle Therianer praktizieren die Bewegungen, dennoch gibt es Überschneidungen; Furries – die sich für anthropomorphe Tiercharaktere interessieren – unterscheiden sich durch Fursonas und Kostüme. Politisch hat die Bewegung in Russland und früheren Sowjetstaaten Spaltungen ausgelöst: Einige Politiker und religiöse Führer sahen darin eine „Moralpanik“ oder bedrohte Werte. So warnte Uzbekistan im letzten Jahr die Eltern davor, Quadrobics zu Hause mit ihren Kindern zu üben, und Vyacheslav Volodin sprach von einer „Dehumanisierung durch den Westen“. Wesentlich: Quadrobics konzentriert sich primär auf Bewegung und Körpererfahrung, nicht auf Identität oder Verkleidung. Es gehört zu einer größeren kulturellen Strömung, die Wellness, Naturverbundenheit und Leistung miteinander verknüpft – oft mehr als ein streng wissenschaftliches Trainingsregime.

Gesellschaftlicher Kontext: Identität, Moralpanik und politische Reaktionen

Fazit: Trend, Wissenschaft und Praxis – Quadrobics als Ergänzung, nicht als Ersatz

Die heutige Popularität von Quadrobics speist sich eher aus visueller Wirkung als aus soliden wissenschaftlichen Erkenntnissen. Die Faszination liegt im Theater, in der Identität und im Gemeinschaftsgefühl – und nicht primär in messbaren Trainingsergebnissen. Wissenschaftlich gesehen kann Quadrobics eine sinnvolle Ergänzung zu etablierten Trainingsformen sein, indem Balance, Koordination und Kernkraft unterstützt werden. Es ersetzt jedoch wahrscheinlich kein herkömmliches Kraft- oder Ausdauertraining und liefert bisher keine belastbaren Langzeitdaten. Für Interessierte gilt: Langsam beginnen, auf Signale des Körpers achten und ggf. schrittweise die Belastung erhöhen. Besonders Hände, Handgelenke, Schultern und Ellbogen verdienen besondere Beachtung, da sie ungewohnter Belastung ausgesetzt sind. Diese Reportage basiert auf Analysen von Fachleuten und wird unter der Creative-Commons-Lizenz weitergegeben. Nüchterne Fakten stehen im Vordergrund, während Unterhaltung und visuelle Effekte die Reichweite der Inhalte antreiben. Die Autoren Samuel Cornell (PhD Candidate in Public Health & Community Medicine) und Hunter Bennett (Lecturer in Exercise Science) tragen zur Debatte bei.

Fazit: Trend, Wissenschaft und Praxis – Quadrobics als Ergänzung, nicht als Ersatz