Österreich verbietet Kopftücher für Mädchen unter 14 in Schulen – ein Zeichen der Unterdrückung, das Schamgefühle weckt
Österreich bereitet ein umstrittenes Verbot vor: Mädchen unter 14 Jahren dürfen in Schulen kein islamisches Kopftuch mehr tragen. Staatssekretär Jörg Leichtfried und Integrationsministerin Claudia Plakolm stellten am Donnerstag die Details des Verbots vor. „Ein Kopftuch bei einem elfjährigen Mädchen ist und bleibt ein Zeichen der Unterdrückung“, sagte Plakolm. „Mädchen entwickeln Gefühle von Scham, sie bekommen ein verzerrtes Körperbild, ein instabiles Selbstwertgefühl.“ Der Gesetzentwurf soll demnächst im Parlament debattiert werden und ab dem Schuljahr 2026/2027 gelten. Plakolm betonte, dass die Situation heute „vollkommen anders“ sei, da die Zahl muslimischer Mädchen unter 14 Jahren von 3.000 auf 12.000 gestiegen ist. Das Verbot soll landesweit gelten – in allen Schulen, öffentlichen und privaten, und umfasst Klassenräume, Pausenplätze, Turnhallen und Schulsportanlagen. Ausnahmen gelten nicht für Veranstaltungen Dritter.
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Der Entwurf gilt ab dem Schuljahr 2026/2027 und wird in zwei Phasen umgesetzt
Der Gesetzentwurf, der demnächst im Parlament debattiert werden soll, soll ab dem Schuljahr 2026/2027 gelten. Plakolm sagte, die Situation sei heute „vollkommen anders“, da die Zahl muslimischer Mädchen unter 14 Jahren von 3.000 auf 12.000 gestiegen ist. Das Verbot soll in allen Schulen gelten – sowohl öffentliche als auch private – und umfasst Klassenräume, Pausenplätze, Turnhallen und Schulsportanlagen. Es gilt jedoch nicht für Veranstaltungen Dritter. Lokale Medien berichten, dass die Umsetzung in zwei Stufen erfolgen wird. Der erste Schritt ist eine Aufmerksamkeitsphase, die im Februar 2026 beginnen soll, in der Schulen, Eltern und Kinder vollständig über die neuen Regeln informiert werden. Die Sanktionen sollen zum Beginn des Schuljahres im September 2026 in Kraft treten, wobei Verstöße gegen das Verbot auch geahndet werden. Wenn ein Mädchen unter 14 Jahren in der Schule gesehen wird, wie sie ein Kopftuch trägt, werden sie und ihre Eltern zu einem Gespräch mit der Schulleitung vorgeladen. „Sind Sie mit dem Kopftuchverbot einverstanden?“
Umsetzung und Sanktionsverfahren bei Verstößen
Wenn ein Mädchen dem Verbot trotz Aufforderung nicht nachkommt, folgt ein zweites Gespräch mit der zuständigen Bezirksschulbehörde. In schweren Fällen kann die Jugendwohlfahrt eingeschaltet werden, und Eltern können mit Bußgeldern von zwischen £130 und £700 belegt werden oder bis zu zwei Wochen Haft. Der ursprüngliche Entwurf sah Bußgelder von bis zu £880 vor. Während einer Kabinettssitzung im September, als gefragt wurde, warum Schülerinnen ein Kreuz tragen dürfen, aber kein Kopftuch, argumentierte Plakolm, das Kopftuch sei ein „Symbol der Unterdrückung“.
Reaktionen aus Politik, Religionsgemeinschaft und Judikative
Yannick Shetty, Fraktionsführer der NEOS im Parlament, ergänzte: „Ich möchte nicht, dass sich ein elfjähriges Mädchen auch nur eine Sekunde lang darüber Sorgen muss, ob ihr Haar richtig bedeckt ist.“ Die Islamische Religionsgemeinschaft in Österreich (IGGO) kritisierte die ursprüngliche Entscheidung und bemerkte, dass alle Bemühungen im Vorfeld, eine verfassungsmäßige Lösung zu finden, ignoriert wurden. „Kopftuchverbot ist symbolische Politik auf Kosten von Kindern und Demokratie“, hieß es in einer Stellungnahme im September. Das Oberste Gericht Österreichs hatte 2019 einen früheren Versuch, Kopftücher an Schulen zu verbieten, für verfassungswidrig erklärt, da dies die Religionsfreiheit beeinträchtigte. Mitglieder der aktuellen Regierung – eine Koalition aus der ÖVP, SPÖ und NEOS – zeigen sich zuversichtlich, dass das Verbot diesmal Bestand haben werde. „Für uns endet das Recht der Eltern, ihre Kinder religiös zu erziehen, dort, wo Mädchen unterdrückt werden und eine selbstbestimmte Erziehung nicht möglich ist“, sagte Plakolm. „Wir schützen Mädchen, nicht moralische Standards. Wir schützen ihr Recht auf Kindheit. Wir schützen ihre Freiheit, sichtbar zu sein, ohne Scham.“ „Um dies zu erreichen, schaffen wir klare, faire und gut begründete Regeln. Jedes Mädchen in Österreich soll frei, sichtbar und selbstbestimmt aufwachsen. Und genau darauf gehen wir heute einen wichtigen Schritt zu.“ Leichtfried fügte hinzu, dass die Debatte um das Kopftuchverbot für Kinder zwar „komplex“ sei, sie es der Regierung jedoch ermögliche, ein zentrales Ziel zu verfolgen: „Kinder und Jugendliche so weit wie möglich vor äußeren Drucks oder zugewiesenen Rollen zu schützen“. Er behauptete, äußere Kleiderordnungen könnten die Entwicklung von Mädchen erheblich beeinträchtigen.
Ausblick und Schlussgedanken
Die Debatte über das Kopftuchverbot ist Teil einer größeren Debatte über Elternrechte, religiöse Erziehung und die Rolle von Schulen in der gesellschaftlichen Entwicklung. Plakolm betonte erneut: „Für uns endet das Recht der Eltern, ihre Kinder religiös zu erziehen, dort, wo Mädchen unterdrückt werden und eine selbstbestimmte Erziehung nicht möglich ist.“