Junge Amerikaner stehen vor einer stillen Krise: 9,7% der 18–39-Jährigen berichten ernsthafte kognitive Probleme – fast doppelt so hoch wie vor zehn Jahren
Eine neue Studie, veröffentlicht im Journal Neurology, analysierte Daten von 4,5 Millionen Amerikanern, die zwischen 2013 und 2023 an Telefonbefragungen teilnahmen. Der Anteil der Befragten mit kognitiven Problemen stieg von 5,3% auf 7,4% insgesamt. Am stärksten wuchs der Anteil der 18- bis 39-Jährigen von 5,1% auf 9,7% – fast doppelt so hoch wie der allgemeine Anstieg. Kognitive Probleme wurden definiert als „ernsthafte Schwierigkeiten bei Konzentration, Gedächtnis oder Entscheidungen“.
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Was die Studie genau zeigt – Aufbau und Ergebnisse
Die Forscher analysierten Telefonsurvey-Daten des Centers for Disease Control and Prevention (CDC) und konzentrierten sich auf Antworten von Menschen, die von einer kognitiven Beeinträchtigung berichteten – Gedächtnisprobleme, Konzentrationsschwierigkeiten oder Schwierigkeiten in exekutiven Funktionen. Die Ergebnisse zeigen, dass der Anstieg nicht nur bei den Unter-40-Jährigen lag, sondern sich auch in bestimmten Gruppen stärker bemerkbar machte: Bei Einkommen unter 35.000 USD stieg der Anteil von 8,8% auf 12,6%, und bei Personen ohne High-School-Abschluss von 11,1% auf 14,3%. Unter allen Bevölkerungsgruppen verzeichneten indigene Amerikaner den größten relativen Anstieg, von 7,5% auf 11,2%. Interessanterweise nahm der Anteil der Senioren (70+) leicht ab, von 7,3% auf 6,6%.
Wer besonders betroffen ist
Der Anstieg war besonders ausgeprägt bei jungen Erwachsenen, Menschen mit geringem Einkommen und ohne formale Schulbildung. Unter 40 Jahre stieg der Anteil von 5,1% auf 9,7%. Einkommen unter 35.000 USD von 8,8% auf 12,6%; ohne High-School-Abschluss von 11,1% auf 14,3%. Indigene Amerikaner verzeichneten den größten Anstieg von 7,5% auf 11,2%. Die Gruppe 70+ zeigte eine leichte Abnahme von 7,3% auf 6,6%. Adam de Havenon, Neurologe an der Yale School of Medicine, betonte, dass weitere Forschung nötig sei, um zu verstehen, was die großen Zuwächse antreibt und welche langfristigen Folgen sie haben könnten.
Was dahinter stecken könnte
Die Forscher weisen darauf hin, dass der Anstieg sowohl tatsächliche Veränderungen der Gehirngesundheit als auch eine größere Bereitschaft zur Meldung von Problemen widerspiegeln könnte. „Es könnte tatsächliche Veränderungen der Gehirngesundheit geben, eine bessere Bewusstheit und Bereitschaft, Probleme zu melden, oder andere gesundheitliche und soziale Faktoren.“ Weitere Erklärungen deuten auf mögliche Einflüsse von ADHD-Influencern, süchtig machenden Algorithmen in Smartphones, prekärer Lebenssituation sowie ökonomischen und rassistischen Vorurteilen hin. Die Studie warnt, dass die Zahlen in Zukunft weiter steigen könnten, wenn sich Wohlstandsunterschiede vertiefen und Technologie stärker in den Alltag eindringt – bis hin zu einem Phänomen, das manche als AI-Psychose bezeichnen könnten.
Was wir tun können
Was wir tun können, ist klar: Die Zunahme ist real – besonders bei Menschen unter 40. Eine praktische Reaktion ist einfach: Weniger Bildschirmzeit, mehr echte Begegnungen, Bewegung und Schlaf. Sich vom Bildschirm lösen und raus in die frische Luft gehen. Darüber hinaus gilt es, wirtschaftliche und soziale Barrieren abzubauen, damit alle Bevölkerungsgruppen Zugang zu Unterstützung und Gesundheitsressourcen haben.