Grünes Echo aus dem All: Der interstellare Besucher 3I/ATLAS verwirrt die Wissenschaft
Bilder des interstellaren Kometen 3I/ATLAS, aufgenommen während der totalen Mondfinsternis am 7. September 2025, deuten darauf hin, dass dieser Besuch aus dem All ein grün schimmerndes Licht zeigt. Die Aufnahmen stammen von den Astrofotografen Gerald Rhemann und Michael Jäger aus Namibia. Grünes Leuchten bei Kometen entsteht normalerweise, wenn sich Eisbestandteile durch Sonneneinstrahlung verflüchtigen und in der Koma fluoreszieren. Bei 3I/ATLAS scheint das bekannte C2-Signal jedoch zu fehlen oder nur schwach vorhanden zu sein. Die Folge: Das chemische Rezept dieses Kometen passt bislang nicht zu dem, was man erwartet.
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Ungewöhnliche Chemie: Wenig C2 trotz grünem Leuchten
Wenn ein Komet der Sonne näher kommt, sublimieren die Eisschichten um den Kern und bilden eine Gasatmosphäre, die Koma. Moleküle in diesem Gas fluoreszieren unter Sonneneinstrahlung im sichtbaren Licht, im nahen Infrarot, ultraviolett und sogar Radiowellen. Aus JWST-Beobachtungen wissen wir, dass 3I/ATLAS eine ungewöhnlich hohe Konzentration an Kohlendioxid enthält. Zudem wurden Nickel und Cyanogen nachgewiesen, doch keiner dieser Stoffe erklärt das grüne Leuchten. Es besteht die Möglichkeit, dass C2 doch vorhanden ist, aber bislang nicht entdeckt wurde, oder dass ein anderes Molekül die grüne Farbe erzeugt.
Beobachtungen deuten auf ungewöhnliche Chemie hin: CO2, Nickel und Cyanogen
Eine Vorabveröffentlichung unter Leitung von Luis Salazar Manzano von der University of Michigan deutet darauf hin, dass das frühe Auftreten von Cyanogen auf eine starke Abnahme kohlenstoffkettenbildender Moleküle hindeutet – einschließlich C2 und C3. „Unsere Obergrenze für das C2/CN-Verhältnis legt 3I/ATLAS unter die kohlenstoffkettenärmsten bekannten Kometen.“ Diese Befunde zeigen, dass das Rätsel größer ist als ein einfaches Nicht-Vorhandensein von C2.
Warum das Rätsel mehr ist als nur ein Detektivfall
Die Ergebnisse lassen Raum für mehrere Erklärungen: Entweder ist C2 vorhanden, aber zu schwach oder zu spät beobachtet, oder es gibt ein bislang unbekanntes Molekül, das die grüne Fluoreszenz erzeugt. Solche Befunde erinnern uns daran, wie wenig wir wirklich über die Chemie fremder Welten wissen, die uns nur selten begegnen.
Ausblick: Dezember nähert sich – Wissenschaft will das Rätsel lösen
Beim nächsten engen Vorbeiflug des Kometen an der Erde im Dezember hoffen Forscher, genügend Daten zu sammeln, um das Rätsel zu lösen. Die Bilder von Gerald Rhemann und Michael Jäger aus Namibia während der Mondfinsternis markieren den Auftakt einer fortlaufenden Geschichte, die nun weitergeht – mit mehr Beobachtungen, mehr Analysen und vielleicht der Entdeckung eines bislang unbekannten Moleküls.