Europas meistgesuchter Kokain-König findet angeblichen Schutz in Sierra Leone – durch die Tochter des Präsidenten?
Nach Informationen oppositioneller Kräfte lebt Jos Leijdekkers, bekannt als Chubby Jos, seit mehr als zwei Jahren in Sierra Leone, während europäische Behörden ihn weltweit jagen. Der Niederländer, 34 Jahre alt, drohen insgesamt 74 Jahre Haft in mehreren Staaten. Berichten zufolge soll er Schutz durch Präsident Julius Maada Bio genießen. Die Oppositionsfigur Mohamed Kamarainba Mansaray behauptet, Agnes Bio, die Präsidententochter, habe das Kind von Leijdekkers in New York geboren. Er wirft der Bio-Regierung vor, den Niederländer zu schützen und damit Ermittlungen zu behindern.
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Auf der Flucht in Sierra Leone: Wer ist Jos Leijdekkers, und worauf zielt die Jagd?
Der 34-jährige Niederländer Leijdekkers, alias Chubby Jos, gilt als Europas meistgesuchter Kokain-König. Er lebt seit mehr als zwei Jahren in Sierra Leone, während europäische Behörden ihn weltweit jagen. Gegen ihn drohen insgesamt 74 Jahre Haft in mehreren Staaten. Oppositionsführer Mohamed Kamarainba Mansaray behauptet, Agnes Bio, die Präsidententochter, habe in New York das Kind geboren. Er wirft der Bio-Regierung vor, Leijdekkers zu schützen und damit Ermittlungen zu behindern. Aufnahmen zeigen Leijdekkers im Neujahrs-Gottesdienst mit der Bio-Familie; First Lady Fatima Bio hatte das Video in den sozialen Medien geteilt, wobei er zwei Reihen hinter dem Präsidenten stand. Berichte, dass er neben der Präsidententochter saß, wiesen Bio zurück, der erklärte, er kenne Leijdekkers angeblich nicht.
Der Verdacht eines Schutzes durch die Regierung
Oppositionsführer Mansaray behauptet, Agnes Bio habe das Kind geboren, und die Regierung decke Leijdekkers. Follow the Money und AD veröffentlichten Aufnahmen eines privaten Geburtstags des Einwanderungschefs Kanneh im März 2024, auf denen Leijdekkers ein Geschenk übergab. Präsident Bio hat erklärt, er kenne Leijdekkers nicht; die Behörden verweisen darauf, Bio habe "keine Kenntnis von der Identität oder den im Detail geschilderten Angelegenheiten" betreffend Leijdekkers. Die First Lady hatte zudem ein Neujahrs-video veröffentlicht, das die Bio-Familie zeigt. Berichte, Bio habe seine Tochter und Enkelkinder in New York besucht, während der UN-Generalversammlung, wurden von der Regierung nicht bestätigt.
Fakten zu Verurteilungen und Auslieferung
Leijdekkers ist mehrfach in den Niederlanden und Belgien wegen groß angelegten Kokainhandels verurteilt worden. Im September erhielt er acht Jahre Haft in Belgien, womit die Gesamtstrafe dort 50 Jahre beträgt. Zudem laufen Vorwürfe wie Folter und Mord gegen ihn. Letztes Jahr bekam er in den Niederlanden 24 Jahre Haft für sechs bedeutende Drogensendungen. Niederländische Behörden haben offiziell die Auslieferung beantragt; ein Rechtsmittel ist noch offen. Leijdekkers lebt nun unter dem Alias Omar Sheriff und soll ein riesiges Schmuggelnetzwerk aus Sierra Leone steuern – aus einem befestigten Komplex in Freetown; Schätzungen zufolge ist dessen Wert rund 1 Milliarde Euro. Der Africa-Route, die Kokain nach Europa schleust, macht inzwischen rund ein Drittel des Kontingents aus; GI-TOC erwartet, dass dieser Anteil in fünf Jahren auf die Hälfte anwachsen wird.
Was bedeutet das für Sierra Leone und Europa?
Die Geschichte wirft grundlegende Fragen zu grenzüberschreitender Strafverfolgung, Regierungsführung und Unabhängigkeit der Justiz auf. Für Sierra Leone bedeutet der Fall potenziell Instabilität, Einflussnahme krimineller Netzwerke und Belastung der Beziehungen zu europäischen Staaten. Journalisten, Rechtsstaatlichkeit und internationale Akteure fordern klare Antworten und mehr Transparenz – und dass Verantwortliche für angebliche Fehlhandlungen zur Rechenschaft gezogen werden. Der Fall zeigt erneut, wie eng globale Kriminalität, Politik und Governance verknüpft sind – und wie wichtig unabhängige Berichterstattung bleibt.