Der einsame Koloss von Mumbai: Gilbert Hill – 60 Meter Basalt, fast unsichtbar zwischen Hochhäusern
Im dicht besiedelten Mumbai ragen nicht nur Wolkenkratzer in den Himmel. Der Gilbert Hill ist ein 60 Meter hoher Basaltmonolith, der von den umliegenden Wohnblocks fast unsichtbar eingeklemmt wird. Für die meisten Menschen bleibt er unsichtbar, doch dieses geologische Wunder erzählt eine andere Geschichte: die Geschichte der Erde, die sich vor Millionen von Jahren formte und heute unter menschlicher Bautätigkeit zu zerbrechen droht. Dieser stille Turm erinnert daran, wie stark Vergangenheit und Gegenwart miteinander ringen – und wie verletzlich selbst die ältesten Kräfte der Natur sein können.
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Vor 66 Millionen Jahren: Geburtsstunde eines uralten Giganten
Gilbert Hill entstand vor etwa 66 Millionen Jahren. Damals driftete Indien noch südlich des Äquators und näherte sich der Eurasischen Platte. Nur 15 Millionen Jahre später kollidierten die Kontinente und schufen die gewaltige Himalaya-Gebirgskette. In dieser Zeit breiteten sich am Dekkan-Trapps gewaltige Lavaausbrüche aus. Ein Basalt-Plateau, zwei Kilometer mächtig, bedeckte das Land. Aus diesem Plateau entfernte sich das Gelände durch Erosion und Tektonik. Heute umfasst die Fläche noch etwa 500.000 Quadratkilometer, nachdem sie einst 1,5 Millionen Quadratkilometer groß war. Viele Wissenschaftler ziehen Parallelen zu einem Massenaussterben: Die Trapp-Lava und vulkanische Gase könnten zu den großen Aussterbewellen beigetragen haben, auch wenn andere mit der Meteoritentheorie argumentieren.
Säulen aus Lava: Die Geologie von Gilbert Hill
Geologen glauben, dass der Monolith entstand, als Lava durch eine Spalte im Plateau austreten konnte. Beim Abkühlen formten sich die Magmastrukturen zu vertikalen Säulen – rechteckig und sechszackig – ein Muster, das als Säulenbasalt bekannt ist. Solche Strukturen sind selten. Sie erinnern an berühmte Beispiele wie den Teufelsturm in den USA oder Giants Causeway in Nordirland. Gilbert Hill gehört zu den wenigen Orten, an denen sich dieses Naturwunder so sichtbar zeigt.
Kulturelle Bedeutung und Schutzstatus
1952 erhielt Gilbert Hill den Status eines Nationalparks; 2007 wurde er außerdem als Architekturdenkmal der zweiten Kategorie anerkannt. Doch dieser Schutz genügt dem Ort nicht. Der Hang wird von Häusern, Läden und Leitungen überspannt, und der Fußpfad quillt über. Auf dem Gipfel ziehen zwei Tempel Besucher an: Pilger besteigen die Stiege, und die Tempelwächter verteidigen den Ort gegen Verfall.
Gegenwart und Zukunft: Schutzkämpfe und das letzte Bollwerk
In den letzten Jahren gab es Pläne, den Hügel abzureißen, um Platz für neue Gebäude zu schaffen. Die Tempelwächter lehnten das ab: Sie widersetzten sich der Zerstörung und schützen das Geotop heute mit dem, was sie haben. Heute bleibt der Hügel ein geologisch-kulturelles Wunder, doch seine Zukunft hängt vom Schutzwillen der Behörden und der Gemeinschaft ab.