Der digitale Euro kommt – die EZB benennt Kerndienstleister, doch der Starttermin bleibt unklar
Die Europäische Zentralbank hat mehrere Firmen ausgewählt, die Kernleistungen für einen potenziellen digitalen Euro liefern sollen. Ziel ist, den digitalen Euro künftig neben Bargeld zu positionieren und die europäische Zahlungsinfrastruktur zu stärken. Diese Verträge betreffen Bereiche wie Betrugserkennung, Anwendungsentwicklung, Offline-Zahlungen und sicheren Datenaustausch. Zum jetzigen Stand beinhalten sie jedoch keine Zahlungen. Der Schritt kommt vor dem Hintergrund eines intensiven Wettbewerbs mit Dollar-Stablecoins und dem Ruf nach einer beschleunigten Entwicklung des digitalen Euro, um die europäische Zahlungslandschaft zukunftsfähig zu machen.
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Kernbereiche und ihre Partner
Rahmenverträge erstellen klare Zuordnungen: Feedzai und Capgemini Deutschland übernehmen Betrugserkennung und Risikomanagement. Almaviva und Fabrick arbeiten am App- und Software-Design. Giesecke+Devrient fokussiert Offline-Zahlungen. EquensWorldline und Senacor FCS kümmern sich um sicheren Informationsaustausch. Sapient GmbH und Tremend Software Consulting wurden in mehreren Kategorien ausgewählt. Es wird vorgesehen, später einen weiteren Offline-Dienste-Anbieter bekanntzugeben.
Warum das jetzt wichtig ist
Die Debatte um den digitalen Euro zielt darauf ab, Europas finanzielle Souveränität zu stärken und externe Verwundbarkeiten zu verringern. Am 20. März betonte ECB-Präsidentin Christine Lagarde vor Brüsseler Abgeordneten, Europa müsse Fortschritte beim Retail- und Wholesale-Digital-Euro beschleunigen, um die Unabhängigkeit des Finanzsystems zu stärken. Befürworter sehen darin eine Antwort auf die wachsende Rolle privater Dollar-Stablecoins und eine Chance, das europäische Zahlungssystem sicherer und effizienter zu gestalten.
Regelwerk, Umsetzung und Koexistenz
Die Verträge betreffen derzeit keine Zahlungsströme und können gemäß EU-Gesetzgebung angepasst werden. Eine endgültige Entscheidung über die Einführung des digitalen Euros wird erst getroffen, wenn die Digital-Euro-Verordnung formell verabschiedet ist. Wäre der digitale Euro eingeführt, würde er neben Bargeld bestehen und darauf abzielen, die Zahlungseffizienz zu erhöhen und die Abhängigkeit von privaten Stablecoins zu verringern.
Ausblick – Zeitplan und nächste Schritte
Sollte der Digital-Euro vorab genehmigt werden, könnte ein Rollout erst gegen Ende des Jahrzehnts erfolgen. Die EZB hat angekündigt, dass zu einem späteren Zeitpunkt ein weiterer Offline-Dienste-Anbieter genannt wird. Die Verträge sind aktuell nicht zahlungsrelevant und bleiben anpassbar, bis neue EU-Gesetzgebung in Kraft tritt.