Der Darm wird zur Lunge: Die schockierende 'Butt-Breathing'-Behandlung könnte Leben retten
Was wäre, wenn Sauerstoff direkt ins Blut gelangen könnte, ohne die Lunge zu belasten? Eine neue Studie aus Japan und den USA testet genau das – enterale Belüftung, eine Methode, die Sauerstoff durch den Darm in den Blutkreislauf bringen soll. Die ersten menschlichen Daten zeigen vorerst nur Sicherheit und Verträglichkeit, nicht Wirksamkeit. In der Pilotstudie wurden 27 gesunde Männer mit einer Flüssigkeit behandelt, die rektal eingeführt und 60 Minuten lang gehalten wurde. 20 von ihnen schafften die volle Stunde; einige nahmen bis zu 1,5 Liter der Flüssigkeit zu sich. Die Flüssigkeit war nicht oxygeniert – es ging lediglich darum zu prüfen, ob der Mensch den Eingriff tolerieren kann.
Wie Enterale Belüftung funktioniert
Die Methode funktioniert wie ein Enema: Eine mit Lubrikationsgel geschmierte Sonde wird in den Enddarm eingeführt. Eine Flüssigkeit, die Sauerstoff tragen könnte, würde eingeleitet und soll durch die Darmwand in den Blutkreislauf diffundieren – der Lunge wird damit umgangen. Die Idee leuchtet ein, ist aber noch grundlegend sicherheitsorientiert. Die Forscher nennen das Verfahren enterale Belüftung. Die Inspiration stammt aus der Natur: Loaches, eine Bodenfischart, atmen normalerweise über die Kiemen, können jedoch bei Sauerstoffmangel Luft an die Wasseroberfläche aufnehmen und den Sauerstoff durch den Darm ins Blut aufnehmen. Neben Loaches gibt es weitere Beispiele wie Schildkröten, Seegurken, Drachenfliegenlarven und sogar Schweine, die bei Bedarf Sauerstoff über den Darm aufnehmen. Die Idee ist so skurril, dass sie die Aufmerksamkeit der Wissenschaftsgemeinde weckte; sie wurde als Ig-Nobelpreis-prämiert stilisiert, was die Neugier weiter anfachte. Frühere Tierversuche deuteten darauf hin, dass die Methode Atemversagen aufhalten könnte, weshalb man in Japan mit ersten Humanstudien begann.
Erste menschliche Daten – Sicherheit zuerst; nächstes Ziel: Sauerstoffzufuhr ins Blut
Dies sind die ersten Daten am Menschen, und die Ergebnisse beziehen sich ausschließlich auf die Sicherheit des Verfahrens und nicht auf dessen Wirksamkeit. „Dies sind die ersten menschlichen Daten, und die Ergebnisse beschränken sich darauf, die Sicherheit des Verfahrens zu demonstrieren und nicht seine Wirksamkeit“, sagte Dr. Takanori Takebe, Mitautor der Studie. „Nun, da wir die Verträglichkeit bestätigt haben, wird der nächste Schritt darin bestehen zu bewerten, wie wirksam der Prozess bei der Sauerstoffzufuhr ins Blut ist“, fügte er hinzu. Die Forscher planen, Enteral Ventilation mit oxygenierter Flüssigkeit zu testen, um herauszufinden, wie viel Sauerstoff benötigt wird und wie lange er gehalten werden muss, um die Blut-Sauerstoffwerte zu erhöhen. In der Praxis können Lungenprobleme von Lungentransferstörungen bis hin zu Pneumonien reichen; mechanische Beatmung oder Sauerstofftherapie bleiben oft notwendig, aber in extremen Fällen kann auch dieses neue Verfahren eine alternative Sauerstoffzufuhr darstellen. Die COVID-Pandemie hat zudem gezeigt, wie ein globaler Ventilatorenmangel lebensbedrohlich sein kann; Enteric breathing könnte eine ergänzende Sauerstoffzufuhrroute darstellen, so Takebe.