Clout-Jagd in abgelegenen Gebieten: Influencer treiben unkontaktierte Völker an den Rand des Aussterbens
Dieser Ort der Wildheit könnte bald unwirklich sein. Die Clout-Jagd nach viralen Momenten treibt unkontaktierte indigene Völker an den Rand des Aussterbens. Survival International schätzt, dass es weltweit 196 unkontaktierte Gruppen gibt; 95 Prozent davon konzentriert im Amazonasgebiet. Rund 90 Stämme stehen durch Touristen, Missionare und eine wachsende Zahl von Influencern, die absichtlich Kontakt suchen, ernsthaft unter Bedrohung. Der Bericht warnt: Kontakt hat katastrophale Folgen.
In This Article:
Eine gefährliche Trip-Lust: Wie Influencer Kontakte suchen und ganze Völker gefährden
North Sentinel Island im Indischen Ozean gilt als Gebiet mit den am isoliertesten lebenden Völkern der Welt. Dennoch wird die Insel von Influencern zu einem Sammelziel für Klicks. Miles Routledge, ein britischer Abenteurer mit mehr als 177.000 YouTube-Followern, soll laut Bericht detaillierte Pläne gehabt haben, die Insel zu besuchen – obwohl der Aufenthalt innerhalb von drei nautischen Meilen verboten ist, um die Einheimischen zu schützen. Berichten zufolge behauptete der Influencer, Satellitendaten zeigten, dass die indischen Behörden die Insel nicht ausreichend überwachen, und er habe geplant, den Namen in seinem Pass zu ändern, um unter dem Radar zu bleiben. Der amerikanische Influencer Mykhailo Viktorovych Polyakov, 24, wurde daraufhin in Indien verhaftet, nachdem er neun Stunden lang in einem kleinen Schlauchboot dorthin fuhr, um die Einheimischen zu beeindrucken, indem er pfiff und eine Diet Coke sowie eine Kokosnuss als Tribut hinterließ.
Warum Kontakt tödlich ist
Die Folgen von Kontakten sind katastrophal – der verheerende und vorhersehbare Tod von Kindern, Eltern, Geschwistern und Freunden im genozidalen Ausmaß, sagte Survival International in dem Bericht. „Alle Kontakte töten.“ Kontakte setzen unkontaktierte Völker Krankheiten aus, und der Kontakt ist in der Regel mit dem Diebstahl und der Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen verbunden. Der Bericht erinnert daran, dass Kontakten oft mit Landraub, Wasser- und Nahrungsmittelknappheit einhergeht.
Weitere Bedrohungen und Zahlen: Illegaler Fischfang, Missionare und mehr
Neben Kontakten durch Touristen warnen Survival International auch vor illegalen Fischern und Missionaren, die in die Gebiete eindringen. Im Jahr 2018 starb der amerikanische Missionar und Abenteuer-Blogger John Allen Chau, der versuchte, die Sentinelese zu bekehren. Adventure-touristen sind besonders in Asien und im Pazifik verbreitet, wo diese Bedrohung zunimmt.
Was jetzt getan werden muss: Schutz statt Unterhaltung
Die Survival-Forschung warnt, dass die Hälfte der Stämme innerhalb von zehn Jahren ausgelöscht sein könnte, wenn Regierungen und Unternehmen nicht handeln. Unkontaktierte Völker sind kein Unterhaltungsmaterial – ihr Leben und ihre Rechte dürfen nicht für Likes auf TikTok oder Abonnements auf YouTube-Kanälen geopfert werden. Unkontaktierte Völker sind nicht da, um Unterhaltung zu liefern; ihr Leben und ihre Rechte verdienen Respekt und Schutz.