Bezahlter Tod in Japan – Nur 1.100 Yen, drei Minuten im Sarg und eine Gesellschaft, die Sterben lernen möchte
Japan erlebt eine neue Art, mit dem Tod umzugehen: Bezahlt wird mit nur 1.100 Yen für drei Minuten im Sarg. Drei Minuten, die Menschen dazu bringen sollen, Sterblichkeit direkt zu erleben – eine provokante Lektion in Lebensanschauung. Im Jahr 2023 starben in Japan rund 1,6 Millionen Menschen – eine Phase, die Medien als Epoche hoher Sterblichkeit bezeichnen. Eine neue Realität soll die Gesellschaft lehren, den Tod zu akzeptieren und das Leben bewusster zu schätzen.
             
        
In This Article:
- Eine demografische Zäsur: Hohe Sterblichkeit, niedrige Geburten, alternde Gesellschaft
- Tokios Sechs-Tage-Festival des Todes: Liebe, Dankbarkeit und der Blick ins Licht
- Worum es geht: Sterblichkeit überwinden und mit Lebenden in Kontakt bleiben
- Fazit: Tod, Kultur und der Blick in die Zukunft – eine asiatische Perspektive
Eine demografische Zäsur: Hohe Sterblichkeit, niedrige Geburten, alternde Gesellschaft
Japan erlebt eine demografische Belastung: hohe Sterblichkeit, extrem niedrige Geburtenrate und eine rasch alternde Bevölkerung. Die Öffentlichkeit wird zunehmend mit dem Gedanken konfrontiert, dass Todesfälle und Beerdigungen bald alltäglich werden könnten. Die Zahlen und der kulturelle Druck formen eine Gesellschaft, in der das Thema Tod in den Alltag rückt.
                 
            
Tokios Sechs-Tage-Festival des Todes: Liebe, Dankbarkeit und der Blick ins Licht
Im Frühjahr wurde in Tokio ein sechstägiges Festival des Todes veranstaltet. Obwohl der Titel dramatisch klingt, zielt es darauf ab, Liebe und Dankbarkeit zu lehren. Besucher sollten das sogenannte „Licht“ durch Virtual-Reality-Brillen sehen und vor allem in Särgen liegen, um die eigene Beerdigung zu visualisieren. Der Eintritt kostete 1.100 Yen; drei Minuten im Sarg waren der Kern des Erlebnisses. Am Ende öffneten Mitarbeiter die Abdeckung und sagten: „Willkommen zurück in die Welt.“ Ziel des Festivals ist es, gesellschaftliche Einstellungen zu verändern, Sterblichkeit zu konfrontieren und die Verbindung zu anderen Lebenden zu stärken.
                 
            
Worum es geht: Sterblichkeit überwinden und mit Lebenden in Kontakt bleiben
Das Festival wirbt damit, dass das Thema Tod praktische Aspekte des Lebens beleuchtet – wie Liebe, Dankbarkeit und Verbindung. In ganz Asien gibt es ähnliche Erfahrungen: In China bietet man eine „Death Experience“ auch als Nachbildung einer Einäscherung an, nicht nur das Liegen im Sarg. In Südkorea führen große Unternehmen wie Samsung Todestrainings für Mitarbeiter durch – inklusive des Liegens im Sarg, um über das Leben nachzudenken und Stress abzubauen. Seit 2012 nehmen in Seoul zehntausende Menschen an sogenannten „lebendigen Beerdigungen“ teil; dort dürfen Teilnehmende oft bis zu zehn Minuten im Sarg liegen – länger als in Japan.
                 
            
Fazit: Tod, Kultur und der Blick in die Zukunft – eine asiatische Perspektive
Die enge Verbindung zur Welt der Geister ist tief in der asiatischen Kultur verankert, doch das gesteigerte Interesse an Särgen und konkreten Todeserlebnissen ist ein relativ junges Phänomen. Die Gesellschaft experimentiert mit neuen Wegen, über Tod zu sprechen, und vermischt Spiritualität, Bildung und wirtschaftliche Impulse. Die Frage bleibt, wie viel Normalität wir dem Tod erlauben wollen – und wie viel Nähe zum Leben dabei bleibt.
                 
            
