No Image x 0.00 + POST No Image

Ball's Pyramid: Die höchste Felsnadel der Welt – 562 Meter aus dem Meer ragend, und doch Träger eines lebenden Wunders

SHARE
0

Stellt euch das 18. Jahrhundert vor: Ein prächtiges Segelschiff gleitet durch das unruhige Tasmanische Meer zwischen Australien und Neuseeland. Plötzlich erhebt sich aus den Fluten eine gigantische, dunkle Silhouette – eine Felsnadel, die sich in den Himmel schiebt. Das ist Ball's Pyramid, das höchste felsige Gebilde der Welt, 562 Meter hoch und von Wasser umgeben. Und hier wird Geschichte lebendig: Die isolierte Lage hat eine erstaunliche Rettungsgeschichte für eine Art ermöglicht, die man lange Zeit für ausgestorben hielt – Dryococelus australis, der Baum-Lobster.

Ball's Pyramid: Die höchste Felsnadel der Welt – 562 Meter aus dem Meer ragend, und doch Träger eines lebenden Wunders

Geologie: Wie Ball's Pyramid entstanden ist

Vor 6,4 bis 7 Millionen Jahren riss ein Vulkan aus dem Meeraufstieg. Aus dem Vulkan floss Lava und erstarrte zu Basalt, der später als Pfeiler der heute bekannten Felsnadel diente. Der Vulkan erlosch; Wind und Wasser entfernten die lockeren Schichten und formten die harte Kernmonolith. Die Struktur misst 1100 Meter Länge und 300 Meter Breite und ragt wie eine schmale Halbmondform aus dem Meer.

Geologie: Wie Ball's Pyramid entstanden ist

Zealandia, Lord Howe und die neuen Kontinentalspuren

Etwa 20 Kilometer nördlich liegt die größere Vulkaninsel Lord Howe. Zusammen mit Neuseeland, Neukaledonien und Ball's Pyramid bietet das Gelände ein Bild der letzten Ausufer des versunkenen Kontinents Zealandia. Dieser Mikrokontinent hat eine dünne Erdkruste und liegt im Konflikt zweier großer Platten – der Indisch-Australischen Platte und der Pazifischen Platte. Heute sind 94 % von Zealandia unter dem Pazifik versunken; Ball's Pyramid ist einer der wenigen Überreste, die noch über dem Wasser stehen und Zeugnis über die frühere Welt geben.

Zealandia, Lord Howe und die neuen Kontinentalspuren

Entdeckungsgeschichte: Benannt nach dem Kapitän Ball

1788 entdeckte der britische Kapitän Henry Lidgbird Ball diese steile Inselnase während einer Reise zum weiter entfernten Norfolk-Insel. Er benannte die Felsnadel zu Ehren seines Namens Ball's Pyramid. Aus der Ferne wirkt es, als hätte die Natur die Spitze entstellt; doch Ball's Pyramid wurde zum Zufluchtsort eines vergessenen Lebewesens.

Entdeckungsgeschichte: Benannt nach dem Kapitän Ball

Der Baum-Lobster: Vom Aussterben zum Comeback

Dryococelus australis – im Englischen der Lord-Howe-Island-Stick-Insect, auch Baum-Lobster genannt – galt seit 1920 als ausgestorben. Ursprünglich bewohnt auf Lord Howe Island, wurde die Art durch eine 1918 Schiffskatastrophe mit Nagern überschwemmt; die Ratten jagten die Palmokopie – oder Palchniki – und machten dem Artenleben den Garaus. 1960 wurden auf den Flanken der Ball's Pyramid einige dieser Tiere auf Lord Howe gefunden, aber ausgetrocknet. 2001 wurden 20–30 lebende Exemplare auf Ball's Pyramid entdeckt. Sie ernähren sich von den Blättern des Melaleuca howeana, eines endemischen Teebaums der Inselgruppe Lord Howe; dieser Baum hat sich angepasst, um Wasser aus Rissen im Felsen zu ziehen. So zeigt Ball's Pyramid, wie Isolation Leben retten und eine Inselgeschichte neu schreiben kann.

Der Baum-Lobster: Vom Aussterben zum Comeback