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Auf der Suche nach arabischen Perlen: Ein Tag auf der Suwaidi Pearls-Farm in Ras al-Khaimah

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Als mir die Suwaidi Pearls-Farm in Ras al-Khaimah erstmals vorgestellt wurde, dachte ich, es handele sich um ein Museum unter freiem Himmel: Modelle von Booten am Ufer, Perlen hinter Glas und trockene Fakten. Doch die Realität war weit eindrucksvoller. Unsere Tour begann mit einer Dhow-Fahrt, einer traditionellen arabischen Bootsfahrt. Wir wurden von Bilal begleitet, der in traditioneller Kleidung war und uns die verschlungene Geschichte des Perlentauchens in der Region erzählte. Die See glitzerte, der Kaffee erfüllte den Morgen, und das Boot sanft im Wind schaukeln ließ die Welt langsamer erscheinen. Der Arabische Golf war lange Zeit die wichtigste Quelle für Perlen: Großartige, perfekt geformte Perlen mit tiefem Glanz wurden in Europa und Amerika exportiert. Über Jahrhunderte war diese Branche die Basis der Wirtschaft der Region, bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts die aufkommende Ölindustrie ihr den Rang ablief. Heute lebt diese Tradition weiter – modernisiert, aber von derselben Sehnsucht nach Schönheit getragen.

Auf der Suche nach arabischen Perlen: Ein Tag auf der Suwaidi Pearls-Farm in Ras al-Khaimah

Eine Dhow-Fahrt durch Mangroven und eine Einführung durch Bilal

Die Dhow glitt etwa 20 Minuten über das Wasser, das Boot leicht in den Wellen schaukelnd. Die Sonne spiegelte sich auf dem Wasser, während ein frischer Wind die Haut kühlte. Auf dem Weg sahen wir rosa Flamingos und die Silhouetten der Hadjar-Berge – Augenblicke, in denen es scheint, als sei die Zeit still. Unser Guide Bilal, in traditionelle Gewänder gekleidet, erzählte leidenschaftlich von der Geschichte des perlenden Handels in der Golfregion. Die Fahrt war mehr als Transport: Sie war ein Vorschuss auf eine Reise durch Jahrhunderte der Handwerkskunst und des Mysteriums um die Perle.

Eine Dhow-Fahrt durch Mangroven und eine Einführung durch Bilal

Auf der schwimmenden Farm: Eine fast vergessene Tradition wird wiederbelebt

Die Farm liegt auf einem Ponton. Vor 20 Jahren gründete Abdullah al-Suwaidi sie, inspiriert von seinem Großvater Mohammed, der mehr als 50 Jahre lang nachts und tagsüber tauchte. Abdullah wollte die Tradition, die durch die Entwicklung der Ölindustrie zu verschwinden drohte, wieder zum Leben erwecken. Auf dem Ponton sahen wir Ausrüstung zum Tauchen, historische Werkzeuge, mit denen Muscheln geöffnet wurden, sowie Karten, nach denen Taucher sich orientierten. Traditionelle Kisten, in denen Händler Perlen lagerten, und Metallgitter, die Größe, Gewicht und Qualität der Perlen bestimmten, zeigten, wie Handwerk und Handel eng verwoben sind.

Auf der schwimmenden Farm: Eine fast vergessene Tradition wird wiederbelebt

Vom gefährlichen Taucherhandwerk zum sanften Implantat: Der Wandel der Perlenherstellung

Früher tauchten die Perlentaucher mit minimaler Ausrüstung: Tauchen auf 10–30 Metern, Atemanhalten von 1–2 Minuten und 30–50 Tauchgängen pro Tag. Die Arbeit war unglaublich gefährlich. Um schneller auf den Meeresboden zu gelangen, trugen die Taucher schwere Bleigewichte am Bein, und eine Nasenklammer aus Schildkrötenpanzer schützte vor eindringendem Wasser. Nach dem Sammeln öffneten sie die Muscheln auf dem Boot und prüften jede Kammer. Oft enthielten sie nur Fleisch; selten eine Perle. Die gefundenen Perlen wurden nach Farbe, Form und Größe sortiert und in Schatullen gelagert. Das war harte, gefährliche, aber ehrwürdige Arbeit.

Vom gefährlichen Taucherhandwerk zum sanften Implantat: Der Wandel der Perlenherstellung

Moderne Implantation: Wenn die Muschel zum eigenen Juwel wird

Heute läuft der Prozess viel sanfter: Die Muscheln werden in schwarzen Containern gehalten – eine Art lokale „Betäubung“, damit sie ruhen. Ist das Gehäuse zu fest, würde das Öffnen sie töten. Die Muscheln bleiben in Wasser, bis der Moment der Implantation gekommen ist. Nach einem Monat wird vorsichtig ein winziger Perlmuttkern in die Muschel eingesetzt. Die Handlung erfolgt manuell, um Stress für das Tier zu minimieren. Ob sich rund um den Kern eine Perle bildet, hängt davon ab, ob die Muschel den Fremdkörper akzeptiert. Als Höhepunkt zeigte uns der Guide Muscheln, bei denen vor zwei Jahren der Implantat gesetzt wurde. Wir durften eine Muschel auswählen, die direkt vor uns geöffnet werden sollte: Wenn eine Perle zum Vorschein kam, gehörte sie uns. Die Chance lag bei etwa 50 zu 50 – und mein Herz stand still, als ich eine Perle fand.

Moderne Implantation: Wenn die Muschel zum eigenen Juwel wird